01.01.2018
Was passiert mit Rennpferden nach ihrer aktiven Rennkarriere? Mit dieser Frage müssen sich nicht nur die Besitzer aktiver Rennpferde, sondern zunehmend alle Gremien des deutschen Galopprennsports beschäftigen. German Racing Next Chance - Das Leben nach der Rennkarriere ist ein Konzept zur Ermittlung der Umsetzbarkeit einer Umschulungsplattform für Rennpferde.
In den großen Rennsportnationen existieren bereits namhafte ähnliche Institutionen und Programme mit genau diesem Hintergrund, so beispielsweise in Großbritannien (Retraining of Racehorses), Frankreich (Au-delá-des-piste) oder das Godolphin Rehoming Programme.
Der Leitgedanke „GR Next Chance - Das
Leben nach der Rennkarriere“ soll auch zur Imageverbesserung des Rennsports
nach Außen dienen und ist ein Schritt von Seiten des
Rennsports, sich öffentlich seinen Pferden zu verantworten.
„Wir können den Wind nicht ändern,
aber wir können die Segel
richtig setzen.“
- Aristoteles
Ziel des Projektes „Next Chance“ soll eine den deutschen Rennsport übergreifende und vernetzte Plattform sein, auf der sich sowohl Trainer, Züchter und Besitzer, als auch interessierte Käufer und Anbieter für Umschulungsmaßnahmen finden und verbinden können bzw. Erfahrungen ausgetauscht werden sollen.
Rennpferden,
die alters- oder verletzungsbedingt ihre Rennkarriere beenden, oder aber nicht
für den Rennsport geeignet sind, soll die Möglichkeit gegeben werden, auf ihren
neuen Lebensabschnitt mit einer Funktion als Reit- bzw. Freizeitpferd
vorbereitet zu werden. Der Rennsport trägt bereits an vielen Stellen hierfür
die Verantwortung durch seriöse Vermittlung und Betreuung dieser Pferde. Dies
muss jedoch flächendeckend implementiert und idealer Weise durch den
Dachverband unterstützt werden.
Als Einstieg in das Projekt „Next Chance“ bietet sich das Vorgehen anhand eines konkreten Beispiels an. Dadurch können im kleinen Rahmen und durch Zusammenarbeit mehrerer verantwortlicher Träger die wesentlichen Arbeitsbereiche durchgespielt, Probleme und Fragestellungen herausgearbeitet und der beste Weg der Umsetzbarkeit getestet werden. Als Pilotprojekt begleitet GERMAN RACING Next Generation mit Unterstützung von GERMAN RACING und der Traditionssattlerei Stübben sein Rennpferd Angreifer von Gestüt Röttgen bei der Umschulung zum Reit- oder Freizeitpferd.
Der Werdegang eines typischen
Vollblüters beinhaltet die Aufzucht und Kinderstube auf den Weiden der Gestüte.
Aufgrund ihrer Frühreife werden die meisten im Alter von anderthalb Jahren auf
den Gestüten oder bereits in den Rennställen an die wichtigsten Umgangsformen
im Trainingsbetrieb vorbereitet. Das bedeutet, dass man ihnen das Tragen von
Halftern und Trensen, das Anbinden in der Box sowie das Putzen und Auskratzen
der Hufe beibringt, und sie an den Sattel gewöhnt. Unmittelbar danach werden
viele bereits eingeritten und der Trainingsbetrieb mit täglicher Bewegung,
geregelten Mahlzeiten und wechselnden Bezugspersonen wird zum gewohnten Alltag.
In vielen Ställen bedeutet dies auch, dass die Pferde zumindest bereits an
Hunde, Pferde aus anderen Ställen, Führmaschinen sowie an Transporter/Hänger
und wechselnde Umgebungen gewöhnt sind.
Andere Dinge kennen sie unter Umständen nicht:
Diese Details gehört es bei einer Umschulung behutsam zu vermitteln.
Eine zeitlich flexible Ausbildung ermöglicht
es, auf die Lernfähigkeit und die Bedürfnisse sowie Vorlieben der Pferde einzugehen. Je nach Talent sollte dem Umschulungs Grundlagen der Reitausbildung vermittelt werden. Dazu gehören gemäß der klassischen Reitlehre:
Ziel sollte eine vielseitige Ausbildung sein, um die Stärken und Schwächen des Pferdes herauszufinden.